Der "Personmaking-Process"

(auf Deutsch „Prozess der Persönlichkeitsbildung“)

 

Der Theologen und Religionsphilosoph John Hick (1922-2012) unterscheidet zwischen der augustinischen Sündenfalltheodizee (Gott hat die Welt in einem vollkommenen Anfangszustand erschaffen, das Leid kam erst durch den Sündenfall des Menschen in die Welt) und der irenäischen Theodizee (Gott schuf die Welt in einem unfertigen Entwicklungszustand).

Letztere verfolgt Hick, da er davon ausgeht, dass der Mensch als unvollkommenes Wesen erschaffen wurde, dass sich erst durch eigene Entscheidungen und Anstrengungen moralisch, intellektuell, persönlich und spirituell entwickeln muss.  Dieser Prozess bezieht sich dabei gleichermaßen auf die Menschheit, wie auch auf jeden einzelnen Menschen. 

Das bekannte Sprichwort „Was dich nicht umbringt, macht dich nur stärker“ spiegelt sich in diesem Ansatz wider, der Leid als Teil des Entwicklungsprozesses des Menschen (und/oder der Menschheit) voraussetzt. Der Mensch reife dadurch, dass er mit Problemen konfrontiert wird und diese meistert. Im Kontext des Leides könne der Mensch die Tugenden (wie etwa Tapferkeit, Solidarität, Gerechtigkeit oder Frömmigkeit) überhaupt erst entwickeln.