Aktuell > Aktuelles > Aktuelles - Nachricht lesen

Nachricht anzeigen

Sushi statt Panhas

Pater Theodor Mönnich arbeitet seit 53 Jahren als Missionar in Japan

Der gebürtige Dattelner Pater Theodor Mönnich arbeitet seit 53 Jahren als Missionar in Japan.  —Foto: kalthoff
Der gebürtige Dattelner Pater Theodor Mönnich arbeitet seit 53 Jahren als Missionar in Japan. —Foto: kalthoff

Pater Theodor Mönnich verneigt sich während seiner Erzählungen. Für einen Europäer wirkt sein Lächeln verlegen, für einen Japaner ist es höflich. Die mehr als fünf Jahrzehnte in Asien sind ihm ins Blut übergegangen. Mit leicht bayerischem Dialekt erzählt der gebürtige Klosterner von seinem Leben als Missionar im Land der aufgehenden Sonne.

Als er 1960 den Flieger besteigt, spricht er kein Wort Japanisch. Ein halbes Jahr zuvor wurde er zum Priester geweiht und ist gleich in eine Pfarrei südlich von Nagasaki geschickt worden.
Es dauert Jahre bis die Sprache sitzt. „Jedes Wort hat ein eigenes Schriftzeichen. Um eine Zeitung oder ein einfaches Buch lesen zu können, müssen Sie 2 500 Zeichen beherrschen“, erzählt der 78-Jährige. Insgesamt gebe es rund 40 000 bis 50 000 Schriftzeichen. Kleine Fehler verzeihen die Japaner.
In beiden Kulturen gebe es über die Jahrhunderte Parallelen, seien es Ritter und Samurai oder aber die Waffenbruderschaft im Zweiten Weltkrieg. „Gerade die Älteren haben sich daran erinnert, dass die Völker Verbündete waren“, sagt Pater Theodor.
Der Krieg ist ein Grund für sein Leben in Japan. Als sich 1943 die Lage an der Heimatfront zuspitzt, verschlägt es den Achtjährigen mit der Kinderlandverschickung auf einen Bauernhof in die Nähe des bayerischen Günzburgs. Sein Vater an der Front, seine Mutter und Geschwister in einem Nachbarort untergebracht, ist er auf sich gestellt. Seine Gasteltern ermöglichen ihm das Abitur, er studiert Theologie, bleibt in Bayern. Bis ihn sein Orden, die Redemptoristen, als Missionar nach Japan schickt.
Es dauert lange, bis er die Sprache spricht. Noch heute muss er überlegen. „Nur eine kleine Nuance und ein Wort hat eine ganz andere Bedeutung“, sagt er. Durch seinen Umgang mit den Menschen in Schulen, Kindergärten oder als Seelsorger, lange Zeit auf kleinen Inseln bei Okinawa, lernte er.
An Eines hat er sich bis heute nicht gewöhnt: „Manchmal weiß man nicht recht, ob es so gemeint ist, wie es gesagt ist. Manchmal hat man das Gefühl, dass sie sich hinter einer Art Maske verbergen.“
Das sei aber nie böse gemeint. Im Gegenteil, der Japaner ist ein höflicher Mensch. Die Kommunikation habe mit sehr viel Gefühl zu tun. „Ich möchte das mal mit einem alten Ehepaar vergleichen. Die verstehen sich auch ohne große Worte.“
In den vergangenen Jahren hat er viel mit alten Menschen zu tun. Der demographische Wandel ist kein europäisches Problem. Für die Rentner ist das doppelt schwer. Zum einen wegen einer wirtschaftlich ungewissen Zukunft und zum anderen, weil ein Japaner sich hundertprozentig mit seiner Firma identifiziert. „Da kommt die Arbeit weit vor der Familie“, sagt Pater Theodor. Umso größer ist das Loch, in das sie fallen, wenn sie im Rentenalter keine Aufgabe mehr haben.
Und die Jugend hat mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Selbst weltbekannte Firmen wie Sony haben Fabriken geschlossen. „Die Jungen sind unsicher, es gibt viele Leute, die psychische Probleme haben“, sagt Mönnich. Existenzängste sind allgegenwärtig.
Dann ist da noch die Angst vor der Atomkraft. Seit Fuku-shima – das liegt 2 000 Kilometer nördlich seiner Pfarrei – habe ein Umdenken stattgefunden. „60 Prozent der Bevölkerung ist gegen Atomkraft. Doch das Umsatteln auf alternative Energien dauert. „Die Technik gibt es, aber es wurde nicht in ihren Ausbau investiert“, sagt Mönnich.
Mit dem Vorurteil, dass Japaner nur Sushi essen, räumt er auf: „Das ist eine Delikatesse, die gibt es nur zu besonderen Anlässen. Aber Fisch und Reis essen sie schon viel.“ Bei seinen Besuchen in seiner Geburtsstadt freut er sich deshalb immer auf „Bratkartoffeln und Panhas“.

Stefan Huxel

Dattelner Morgenpost 24.05.2013

Zur Information:

Die Redemptoristen

u Nach einem verlorenen Prozess entschloss sich der neapolitanische Anwalt Alfons von Liguori im 18. Jahrhundert, den Priesterberuf zu ergreifen, und kümmerte sich von nun an vor allem um die von der Gesellschaft Ausgegrenzten in seiner Heimatstadt.
u Als er aufgrund einer Erkrankung 1730 zu einem Erholungsurlaub in das kleine Bergstädtchen Scala kam, bemerkte er, dass dort die Landbevölkerung seelsorglich vernachlässigt wurde. Mit drei weiteren Priestern und einem Laien schloss Alfons sich am 9. November 1732 zusammen, um dieser pastoralen Notsituation entgegenzutreten. Dieser Zusammenschluss gilt als das Entstehungsdatum der Redemptoristen.
u 2010 waren über 5100 Mitglieder in 77 Ländern weltweit tätig, davon etwa 250 in Deutschland. (Quelle: Wikipedia)
u Der selbst gesetzte Auftrag des Redemptoristen-Ordens lautet „Den Armen die frohe Botschaft verkünden“. Sie sind unter anderem weltweit in der Gemeindemission, Glaubensmission und Seelsorge tätig.
@ www.redemptoristen.de

Zurück

Kontakt

Pfarrbüro St. Amandus
Kirchstraße 25, 45711 Datteln
Tel.:   02363/5652-0
Fax:    02363/5652-21
E-Mail: stamandusdatteln(at)bistum-muenster.de

Öffnungszeiten des Pfarrbüros:

Montag 9:00-12:00 15:00-17:00
Dienstag 9:00-12:00 15:00-17:00
Mittwoch 9:00-12:00  
Donnerstag 9:00-12:00 15:00-17:00
Freitag 9:00-12:00  

Im Notfall

Sollten Sie in einem dringenden Fall (Krankensalbung, Sterbefall) einen Seelsorger benötigen, können Sie sich an die Pforte des Krankenhauses (Tel.: 02363/108-0) wenden, die Sie an einen Priester weitervermitteln kann.

Aktuelle Links zur besondern Zeit

Im Blick

Mit Uns Verbunden

Social

Bei Facebook teilen