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„Missbrauchsstudie für das Bistum Münster – Stellungnahme unserer Kirchengemeinde“

 Erklärung aus Anlass der Vorstellung der Studie zu sexualisierter Gewalt
im Bistum Münster und der Rolle von Bischof Dr. Reinhard Lettmann

 

Heute, 13.06.2022, hat die an der Universität Münster angesiedelte unabhängige Historikerkommission, die mit der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und (männliche) Ordensangehörige im Bistum Münster in den Jahren 1945 bis 2020 befasst war, ihre Ergebnisse vorgestellt.

Was bereits bei der Präsentation von ersten Zwischenergebnissen im Dezember 2020 erkennbar wurde, hat sich durch die jetzt vorgelegten Studienergebnisse bewahrheitet: Über Jahrzehnte hinweg gab es auch in unserem Bistum ein Führungs- und Kontrollversagen der Leitung. Vorrangige Handlungsoption war der Schutz der Kirche als Institution und der priesterlichen Mitbrüder.

Die Belange der Opfer blieben auf der Strecke. Insbesondere ihnen gelten unsere Gedanken. Wir haben tiefen Respekt vor allen, die den sicher nicht einfachen, aber mutigen Schritt gewagt haben, ihren Missbrauch ins Wort zu bringen und Täter zu benennen.

Einer derjenigen, die für das Versagen der Kirche Verantwortung tragen, ist der frühere Bischof von Münster, Dr. Reinhard Lettmann (+2013). Er hat über mehr als 40 Jahre Leitungsverantwortung im Bistum Münster getragen; zunächst als Bischöflicher Generalvikar, dann als Weihbischof und schließlich 28 Jahre als Diözesanbischof. Bischof Reinhard ist am Kirchplatz der St.-Amandus-Kirche aufgewachsen. Er stammt aus unserer Gemeinde und fühlte sich ihr und der Stadt Datteln zeitlebens eng verbunden. Viele unserer Gemeindemitglieder haben ihn als menschenfreundlichen und zugewandten Seelsorger in guter Erinnerung. Umso schwerer treffen uns die jetzt vorgestellten Erkenntnisse der Historikerkommission, gerade diejenigen zur Person Reinhard Lettmann.

Der Ansatz, eine historische Aufarbeitung des Missbrauchs im Bistum Münster vorzunehmen, hatte das Ziel, Motiven und Mustern auf die Spur zu kommen, die den Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche geprägt haben. Die nun vorliegenden Ergebnisse sind zutiefst beschämend für eine Institution, die ihren Mitgliedern immer wieder moralische Vorgaben gemacht, sich ihnen selbst aber nicht ausreichend verpflichtet gefühlt hat.

In unserer Pfarrkirche St. Amandus haben wir ein „Schwarzes Brett“ eingerichtet, dass es Menschen ermöglichen soll, ihren Gefühlen und Reaktionen auf die Studie Ausdruck zu geben. Auch stehen die Mitglieder des Seelsorgeteams für Gespräche bereit.

In Planung ist zudem eine Informationsveranstaltung, in der wir intensiver über die Studie und ihre Arbeitsgrundlage informieren werden. Hierzu werden wir zu einem späteren Zeitpunkt gesondert einladen.

Die heutige Präsentation der Historikerkommission und die anschließende Diskussion haben Mitglieder des Kirchenvorstands, des Pfarreirats und des Seelsorgeteams gemeinsam via Livestream aus der Aula des Münsteraner Schlosses verfolgt und sich anschließend über ihre ersten Eindrücke ausgetauscht.

Die Frage, wie wir mit dem Andenken an Bischof Reinhard Lettmann in unserer Pfarrei umgehen, beschäftigt uns bereits seit geraumer Zeit. Aufgrund der damals bekannt gewordenen Vorgänge um die mehrfache Versetzung eines Priesters, der wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt worden war, haben wir im Jahr 2019 das Pfarrheim an der St.-Amandus-Kirche, das seit seiner Eröffnung im Jahr 2014 zunächst Reinhard-Lettmann-Haus hieß, nach einer intensiven Diskussion in AmandusForum umbenannt. Ferner haben wir eine Urnenwand im Kolumbarium St. Antonius, die den Namen „Reinhard“ getragen hat, in „Liudger“ (erster Bischof von Münster) umbenannt.

Es ist auch heute eine traurige Realität, dass Kinder und andere Schutzbedürftige sexuelle, körperliche oder auch psychische Gewalt erfahren. Um hierfür das Bewusstsein bei allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu schärfen, die in unserer Pfarrei mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, und ihnen Handlungsempfehlungen und Ansprechpartner für Verdachtsfälle an die Hand zu geben, haben wir für unsere Pfarrei ein Institutionelles Schutzkonzept (ISK) erarbeitet, das seit dem Jahr 2019 angewandt wird. Wir sind der Überzeugung, dass wir mit dem ISK einen wichtigen Schritt zum Schutz der uns anvertrauten Kinder unternommen haben.

Doch unter dem unmittelbaren Eindruck der Präsentation in Münster und der vorgestellten Ergebnisse bleiben zunächst Fassungslosigkeit und das Bedauern über das Unrecht, das Opfern von Missbrauch auch in unserem Bistum widerfahren ist.

Für die Katholische Kirchengemeinde St. Amandus

Heinrich Plaßmann, Pfarrer
Markus Hülshoff, stv. Vorsitzender des Kirchenvorstands
Stefan Feldhaus, Vorsitzender des Pfarreirats

„Missbrauchsstudie für das Bistum Münster – Stellungnahme unserer Kirchengemeinde“

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Kontakt

Pfarrbüro St. Amandus
Kirchstraße 25, 45711 Datteln
Tel.:   02363/5652-0
Fax:    02363/5652-21
E-Mail: stamandusdatteln(at)bistum-muenster.de

Öffnungszeiten des Pfarrbüros:

Montag 9:00-12:00 15:00-17:00
Dienstag 9:00-12:00 15:00-17:00
Mittwoch 9:00-12:00  
Donnerstag 9:00-12:00 15:00-17:00
Freitag 9:00-12:00  

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Sollten Sie in einem dringenden Fall (Krankensalbung, Sterbefall) einen Seelsorger benötigen, können Sie sich an die Pforte des Krankenhauses (Tel.: 02363/108-0) wenden, die Sie an einen Priester weitervermitteln kann.

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