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Ehemaliger Pfarrer Overkämping: "Ich habe es kommen sehen"
Ich habe es kommen sehen“, sagt Hans Overkämping, der mehr als 30 Jahre lang Pfarrer der St.-Josef-Gemeinde in Datteln-Hagem war. „Es“ ist der Abriss der Josefkirche. Vergangenes Jahr hatte die Kirchengemeinde bekannt gegeben, dass sie die Kirche aufgibt, im September wurde dann ein Architektenentwurf präsentiert. Der sieht Neubauten auf dem Gelände vor.
Für den 84-Jährigen ist es die fünfte Kirche, von deren Entweihung er betroffen ist. In Bocholt, Geldern, Recklinghausen, wo er war, bevor er nach Datteln kam, hat er diese Erfahrung schon gemacht, außerdem mit der St.-Antonius-Kirche im Stadtteil Hachhausen, die am Ende ebenfalls zur ehemaligen Josefgemeinde gehörte. „Mir ist es nicht egal, aber ich bin auch nicht enttäuscht“, gibt er zu. „Ich habe mich lange damit beschäftigt und es kommen sehen.“
Schon zum 90-jährigen Bestehen der St.-Josef-Kirche im Jahr 2004 schrieb Hans Overkämping in der Festschrift, er mache sich Gedanken darüber, was die Steine der Kirche wohl in weiteren 90 Jahren erzählen könnten: „Von Neugründungen, von Kirchenverkäufen, vom Seelsorgerat, von Seelsorgeeinheiten und Pfarreiengemeinschaften, von Fusionen, vom Diözesanrat und Komitee der Katholiken.“ Seine Vorhersagen sind zumindest teilweise eingetreten: 2010 erfolgte die Fusion mit der Kirchengemeinde St. Amandus und bald wird die St.-Josef-Kirche aufgegeben.
„Ich bin eigentlich froh, dass es so gekommen ist. Sonst wäre das ein Vor-sich-Herschieben geworden“, sagt der emeritierte Pfarrer. Man müsse eben Nägel mit Köpfen machen. „Die Verantwortlichen haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, das weiß ich auch.“ Es sei der richtige Schritt, schon vor 20 Jahren habe er gesagt, dass man damit rechnen müsse.
Unzählige Stunden hat der Priester in der Kirche und im Pfarrheim verbracht. Dabei sind ihm besonders die Gemeindemitglieder ans Herz gewachsen. „Die Leute hier sind anders als in Geldern“, findet er. Wenn sie „Nein“ sagen wollten, täten sie das auch, anstatt rumzudrucksen. Hans Overkämping war ein nahbarer Pfarrer, der sich auch nicht zu schade war, sich für Sketche beim Frauenkarneval verkleidet auf die Bühne zu stellen.
Aber: „Veränderungen müssen sein, man muss die mittragen“, sagt Overkämping. Und verändert hat sich in der Vergangenheit auch die Zahl der Gottesdienstbesucher. Wenn jetzt 50 Christen in der Kirche säßen, sei das schon viel, ist seine Erfahrung. „Früher war es noch eine Geh-hin-Kirche. Heute gehen wir dahin, wo die Menschen leben.“ Er zählt auf: „Wir haben ganz viele Kirchen in Hagem: drei Kindergärten, zwei Altenheime und Wohngemeinschaften für ältere Menschen. Wir feiern Gottesdienste auch in der Kinderklinik, im Hospiz und im Krankenhaus.“
Gebaut wurde die „Kirche von Hagem“ ab 1912, eingeweiht im April 1914. Damals sah sie noch anders aus und war kleiner. Anstelle des Erkers, wo heute die Orgel steht, befand sich der Haupteingang.
Hinter dem Altar gab es fünf hohe Fenster, wo heute drei kleinere runde Fenster Licht hindurchlassen. Den heutigen Kirchturm gab es auch noch nicht. Er wurde Mitte der 1960er-Jahre gebaut. „Er hat die Form eines Förderturms“, sagt Hans Overkämping.
Denn der Bergbau hat in Hagem eine große Rolle gespielt. Rund 60 Jahre, nachdem die Josefkirche vergrößert wurde, soll sie also geschlossen werden. Hans Overkämping ist überzeugt: „Wenn man sagt, damals war alles besser, macht das nicht glücklich. Der Blick muss nach vorne gehen.“ Er denkt, dass das Gemeindeleben nicht darunter leiden werde, wenn die St.-Josef-Kirche schließt. „Ich bin ganz zuversichtlich, dass man in Hagem sagt: ,Das war‘s und das andere wird gut.‘“
Der Architektenentwurf gefällt ihm. „Ich bin stolz darauf, dass hier kein Hochhaus gebaut wird.“ Die Planungen passen seiner Meinung nach genau in die Umgebung. In direkter Nachbarschaft befinden sich unter anderem die Kinderheilstätte Kleine Oase und das Haus von Anne und Klaus von der Lebenshilfe. Der Entwurf von „soleo* Consult GmbH“ und dem Caritasverband Ostvest sieht vor, auf dem Kirchengelände Gebäude für Menschen unterschiedlichen Alters mit Betreuungsbedarf zu errichten.
„Ein Tränchen werde ich wohl vergießen, das ist ganz normal und es wäre auch schlimm, wenn nicht“, gesteht der emeritierte Pfarrer. Er rechnet damit, dass bei der Abschiedsfeier nicht nur seine Tränen fließen werden. Mit Blick auf die Planungen sagt er: „Eine Trauerträne kann sich in eine Freudenträne verwandeln.“
Er sagt aber auch: „Ich hoffe, dass ein kleines Stück Erinnerung erhalten bleibt.“ Als die Kirche in Recklinghausen einem Hospiz wich, haben ihm die Verantwortlichen einen Teil eines bunten Fensters geschenkt. Das hat er nun wie ein Bild in seinem Garten, im Dunkeln wird es angeleuchtet. Zudem wünscht er sich, dass auch auf dem Gelände etwas daran erinnern soll, dass hier mal eine Kirche stand.
Hans Overkämping erinnert außerdem daran, dass im Zuge der Sanierungsarbeiten an der Amanduskirche alte Schieferplatten gegen Spende abgegeben wurden: „So etwas könnte man hier auch machen.“
Lara Teschers, Dattelener Morgenpost vom 7.10.2024
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