DATTELN. (iwo) Bei Beziehungsproblemen sind es fast immer die Frauen, die Hilfe suchen. „Aber die Männer holen auf“, sagt Antje Volpert-Kuß, Leiterin der Ehe- und Familienberatungsstelle. Von den 219 Ratsuchenden im vergangenen Jahr waren 91 Männer.
Natürlich waren die meisten in Begleitung ihrer Frau oder Partnerin, aber 8,6 Prozent der gesamten Beratungskontakte 2014 waren Einzelgespräche mit Männern. „Auch Männer möchten heute mehr von einer Beziehung als früher, haben höhere Ansprüche“, so Volpert-Kuß.
Beziehungsfrust kommt auch immer öfter bei Paaren auf, die länger als 25 Jahre verheiratet sind. „Ältere Paare hatten oft Phasen, in denen sie reibungslos funktioniert haben, aber plötzlich sind beide absolut überfordert“, sagt Antje Volpert-Kuß. „Die meisten haben nie über ihre Probleme und Bedürfnisse gesprochen.“
Auch immer mehr Senioren suchen Rat. Viele von ihnen sind um die 70 Jahre alt, unzufrieden mit ihrer Ehe oder Beziehung. „So hab’ ich mir mein Alter nicht vorgestellt“, ist ein Satz, den die Beraterinnen häufig hören.
Die größte Klienten-Gruppe (32 Prozent) sind nach wie vor die 30- bis 40-Jährigen mit zwei Kindern. Aber auch junge Paare stehen oft vor Problemen. „Mit dem ersten Kind ändert sich das Leben von Grund auf. Keine Reisen, keine Partys, alles muss organisiert werden. Das ist für viele eine schwierige Situation“, so Antje Volpert-Kuß. Die Diplom-Sozialarbeiterin und Familientherapeutin zieht aber gerade vor den jungen Paaren den Hut. „So wie es ist, ist es nicht gut, das will ich ändern“, hört sie oft. Die Erkenntnis: „Wenn sich was ändern soll, muss ich selbst etwas machen“, sei eine gute Voraussetzung für eine Beziehungs-Therapie.
„Für viele Paare ist es ein Lernprozess, dass es überhaupt möglich ist, über Schwierigkeiten in der Beziehung zu sprechen“, sagt Antje Volpert-Kuß. Im Beratungsgespräch haben sie Gelegenheit, Probleme besser einzuordnen und dann entspannter damit umzugehen.
Auch finanzielle Schwierigkeiten belasten viele Beziehungen. „Bei vielen ist einfach eine zu hohe Arbeitsbelastung da“, sagt Antje Volpert-Kuß. Ob Schichtdienst oder Arbeitgeber, die Überstunden erwarten, viele rackern sich ab und es reicht kaum oder nicht zum Leben. „Familienurlaub ist dann nicht drin.“
Es gibt viele Probleme, mit denen das Berater-Team konfrontiert wird. Kommt da Frust auf? „Nein, ich erfahre hier auch sehr viel Positives. Es ist gut zu sehen, wie sich einige Beziehungen im Laufe der Beratung entwickeln“, sagt Antje Volpert-Kuß.

Text und Foto: Dattelner Morgenpost vom 28.07.2015

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Ehe- und Familienberatung des Bistums Münster, Hachhausener Straße 67, Termine:  38 75 400