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Der Wunsch vom Sterben in Würde

Pfarrer Johannes Overkämping steht im Vorgarten seiner Wohnung in der Gartenstraße. Der Straßenname ist Programm, denn der Garten ist sein Hobby, verrät seine Haushälterin Magdalene Wiedenhaus. Sie hat die Mosaikstelen entworfen, die seit gut einer Woche

Für sein Engagement in der Hospizbewegung bekommt Pfarrer Johannes Overkämping das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Im Jahr 1982 wurden Patienten noch zum Sterben in den Flur oder ins Bad abgeschoben, erinnert sich Pfarrer Johannes Overkämping an seine Anfänge als Krankenhausseelsorger. Heute gibt es Hospize, wo unheilbare, sterbenskranke Menschen bis zum Schluss in Würde leben und auch sterben können. „Das ist schon eine Weltbewegung geworden in der kurzen Zeit“, sagt Overkämping, Mitbegründer des ersten deutschen Hospizes. Unter anderem für sein jahrzehntelanges Engagement in der Hospizbewegung bekommt Johannes Overkämping am 10. September im Reinhard-Lettmann-Haus das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Als das Hospiz zum Heiligen Franziskus in Recklinghausen 1986 eröffnet wurde, habe es noch keine Anerkennung von Kirche, Staat oder Gesellschaft gegeben. Das Hospiz habe sich allein durch Spenden finanziert. „Wir haben damals noch Basare gemacht und Ordensschwester Reginalda stand mit einer Drehorgel an der Straße und hat Geld gesammelt“, erinnert sich Overkämping. „Ich bin stolz, dass so viele Menschen mit aufgesprungen sind und uns geholfen haben“, sagt der Pfarrer. Hospize und Palliativmedizin seien heute gar nicht mehr wegzudenken. Sein großes Ziel: Dass gar keine Hospize mehr gebraucht werden, weil die Menschen auch zu Hause schmerzfrei und in Würde sterben könnten. Das sei auch sein persönlicher Wunsch: zu Hause sterben – in der Gartenstraße 9, wo er seit 2010 wohnt. Die Adresse hat für ihn eine besondere Bedeutung, denn in der Gartenstraße 9 wurde er 1940 auch geboren. Allerdings in Rhede im Kreis Borken und nicht in Datteln.

„Ich habe wie ein Schlosshund geheult, als ich vor der neuen Wohnung stand und die Adresse sah“, sagt Overkämping. Immer an seiner Seite ist seit 1982 seine Haushälterin Magdalene Wiedenhaus. „Wir reden immer viel. Ohne sie hätte ich das alles gar nicht so geschafft“, sagt Overkämping. Dabei hatte er nie vor, Seelsorger zu werden. Seit seinem neunten Lebensjahr ist er bei den Pfadfindern. In der Kirche habe er etwas gesucht und gefunden. Nach seiner Lehre als Weber und Spinner hat er sein Abitur nachgeholt und Theologie studiert. 1972 wurde er in Münster geweiht. Er hat sich früher nie mit Sterben und Tod beschäftigt und ist durch seinen Werdegang als Pfarrer zum Krankenhausseelsorger geworden. Sein Motto heute: „Ich sterbe nicht, weil ich alt oder krank bin, sondern weil ich sterblich bin.“ Und „Der Tod ist nicht das Ende meines Lebens, sondern das Ziel. Denn die Auferstehung geschieht erst durch den Tod.“

Wichtig ist für ihn jedoch, den Menschen, die im Sterben liegen, Schmerz und Angst zu nehmen. Sie sollen sich in Ruhe verabschieden und schmerzfrei gehen können. 1988 ist Overkämping nach Datteln gezogen, wo er – auf Anfrage des Bischofs – bis zu seiner Emeritierung als Pfarrer in der St.-Josef-Gemeinde in Hagem tätig war. Sein Wunsch, dort fünf Bantam-Hühnern und einen Hahn zu halten, wurden ihm erfüllt. „Die Küken sind im Kirchenkeller geschlüpft“, verrät der Geistliche. Bei den Messen wurden sie dann direkt mit gesegnet, sagt Overkämping und lacht. Hühner habe er heute zwar nicht mehr, aber sei immer noch im Geflügelzüchter-Verein.

2010 legte er kurz vor einem Schlaganfall seine Ämter als Pfarrer nieder, doch er ist immer noch aktiv, tauft und traut Menschen und engagiert sich als Seelsorger. Tag und Nacht ist er für die Menschen da. „Als er das letzte Mal aus dem Urlaub kam, hatte er seine Koffer noch in der Hand, als das Telefon klingelte“, erzählt seine Haushälterin Magdalene Wiedenhaus. Er sei dran gegangen und habe alles stehen und liegengelassen, um zu einem im Sterben liegenden Jungen zu fahren.

„Er hat lange überlegt, ob er das Bundesverdienstkreuz überhaupt verdient hat“, sagt seine Haushälterin Wiedenhaus. Mittlerweile sagt er: „Ich bin stolz. Punkt.“

Dattelner Morgenpost vom 4.9.2018  Text: Katharina Weber

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