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Ärger um „Stille Nacht“
MGV verlegt Konzert zur Lutherkirche, weil Amandus Weihnachtslieder im Advent verbietet
Von Uwe Wallkötter
Datteln. „Stille Nacht, heilige Nacht“ – Titel des wohl bekanntesten Weihnachtsliedes. An Heiligabend ein Muss in jeder Messe. Familien singen oder hören es unterm Weihnachtsbaum. Auch Pfarrer Martin Limberg mag dieses Lied. Aber erst ab 24. Dezember, nicht vorher. Das sorgt dafür, dass das Weihnachtskonzert des MGV 1862 am Sonntag (16. 12.) in der Lutherkirche stattfindet – nicht in St. Amandus.
Seit Jahren wechselt der Männerchor für sein Konzert im Advent die Kirchen – mal Amandus-, mal Lutherkirche. Schon im Sommer habe es laut Pfarrer Limberg Gespräche mit dem Chor gegeben. „Ich freue mich jedesmal, wenn der MGV singt“, so Limberg im Gespräch mit der MorgenPost. Dem Chor sei dabei aber deutlich die auch vom Kirchenvorstand und Gemeinderat getragene Regelung vermittelt worden, in der Adventszeit auf Weihnachtslieder zu verzichten.
Da wollte aber offenbar der MGV nicht mitspielen. Chor-Pressesprecher Ulli Heimann schreibt dazu in einem Interview: Da der Chor bei seinem Weihnachtskonzert immer Weihnachtslieder gesungen habe, und „wir uns nicht vorschreiben lassen wollten, welche Lieder bei unseren Konzerten gesungen werden dürfen, haben wir uns für die Lutherkirche entschieden.“
Knackpunkt „Stille Nacht, heilige Nacht“? Martin Limberg spricht als Hausherr der Amandus-Kirche Klartext: Kirche sei im katholischen Verständnis kein Konzertraum. Deshalb müssten solche Konzerte auch der liturgischen Jahreszeit angepasst sein. Limberg erinnert daran, dass sich die katholische Kirche selbst an diese Weihnachtslied-Regelung halte. Und das sei gut so.
Limberg: „Die Adventszeit ist dazu da, sich langsam an die eigentliche Weihnachtsbotschaft heranzutasten. Lieder wie ’Stille Nacht’ vorher zu singen, würden den Effekt von Heiligabend kaputt machen.“ Schließlich finde man vor Heiligabend auch keine katholische Kirche, in der Weihnachtsbäume stehen und das Jesukind liege erst an Heiligabend in der Krippe. „Wir singen in der Fastenzeit ja auch keine Osterlieder.“ Angesichts dieser Vorgaben, an die sich die Kirche selbst halte, sagt Limberg: „Ein Lied auszuwechseln, das müsste doch möglich sein.“
Offenbar nicht. Deshalb wechselte der MGV auch nicht das Programm, sondern die Kirche. Pfarrer Thomas Mämecke, Hausherr der Lutherkirche, sagt dazu auf Anfrage: „Meine persönliche Meinung ist, dass Lieder wie ’Stille Nacht’ erst Heiligabend gesungen werden sollen, das passt nicht in die Adventszeit.“ Allerdings sei das Konzert keine kirchliche Veranstaltung. Es gibt weder Glockengeläut, noch Gebete noch Ansprachen eines Pfarrers. „Wir stellen dem Chor die Lutherkirche quasi als Konzertraum zur Verfügung. Wir haben als Protestanten vielleicht eine andere Beziehung zum Kirchenraum“, sagt Thomas Mämecke.
Pfarrer Limberg und Chorsprecher Heimann bemühen sich um Ausgleich. Ob der MGV allerdings künftig sein Weihnachtskonzert wieder in St. Amandus veranstaltet, ist fraglich. Heimann: „Für die nächsten Jahre sind wir selbstverständlich gesprächsbereit und sofern sich die Einstellung zu unseren Liedern wieder ändern wird, gerne bereit, auch wieder in St. Amandus ein Weihnachtskonzert zu singen.“ Ob die Amandus-Gemeinde aber ihre Einstellung zu MGV-Liedern und ihrer Weihnachsliturgie wieder ändert, darf nach dem Gespräch mit Pfarrer Limberg ebenfalls bezweifelt werden.
INFO Was sagen Sie, liebe Leserin, lieber Leser? Hätte der MGV auf „Stille Nacht“ verzichten und die Wünsche der Kirche akzeptieren sollen? Oder hätte St. Amandus besser nachgegeben? Teilen Sie uns Ihre Meinung mit: per Mail an
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Dattelner Morgenpost 12.12.2012
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