Von Ingrid Wolff

DATTELN. Seit mehr als 100 Jahren ist das Amandushaus fester Bestandteil der Amandus-Gemeinde. Seit Juni gibt’ ein neues Pfarrheim, das Grundstück am Nonnenrott sollte verkauft, das Gebäude unter Umständen abgerissen werden. Für viele Dattelner ein schmerzlicher Gedanke. Sie können jetzt aufatmen: Das Amandushaus bleibt erhalten, der Sozialdienst katholischer Frauen richtet dort ein Beratungszentrum ein.

Zum 1. September geht die Immobilie in den Besitz des SkF über. In der Gemeinde ist die Freude groß, dass das Amandushaus quasi in der „Kirchenfamilie“ bleibt. „Eine Glanzleistung.“, sagt Pfarrer Martin Limberg. Denn egal, welcher Investor das Grundstück gekauft hätte, eine Bestandsgarantie für das Gebäude hätte es nicht gegeben. Jetzt bleibt das geschichtsträchtige Haus erhalten. „Es hat sich eben vieles gefügt“, freut sich Limberg.

Auch der SkF begrüßt die Lösung. Denn zurzeit sind die verschiedenen sozialen Beratungsangebote auf zwei Standorte in Datteln – an der Johannesstraße 4 und am Tigg 3 – verteilt. Im Amandushaus gibt’s alles unter einem Dach. „Das ist ein großer Vorteil für unsere Klienten“, sagt Karin Müller, Geschäftsführerin des Sozialdienstes katholischer Frauen.

Bis es soweit ist, muss im Gebäude am Nonnerott aber noch einiges umgebaut werden. Ende September sollen die Arbeiten beginnen. Die Zugänge sollen rollstuhl- und kinderwagengerecht gestaltet werden. Im Erdgeschoss sollen die Anlaufstellen für die Schwangerschaftsberatung, die frühen Hilfen, die Familienpaten, den Betreuungsverein und die allgemeine Sozialberatung eingerichtet werden. Dazu gibt’s Büro- und Beratungsräume.

Wenn alles gut geht, soll der Umzug in das neue Zentrum Ende Mai 2015 erfolgen. Für den Dattelner Sozialdienst katholischer Frauen gibt’s im nächsten Jahr damit gleich zwei Gründe zum Feiern: Neue Räume am Nonnenrott – und das 90-jährige Bestehen. Denn der SkF ist in Datteln fast so alt wie das Amandushaus...

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Der Sozialdienst katholischer Frauen verlegt seine Beratungsstellen in das Amandushaus. —Foto: Kalthoff

Infokasten: Ein Blick in die Geschichte
- Die Errichtung des Amandushauses geht auf eine Stiftung der Pastoren Jakob und Wilhelm Rensmann zurück, die 1907 ihr Elternhaus samt Grundstück der Gemeinde überschrieben.
- 1909 begann der Bau einer von Ordensschwestern geführten „Kinderverwahr- und Nähschule“. Kosten: 40 000 Mark inklusive Einrichtung. 1911 wurde der Kindergarten eröffnet, 100 Kinder wurden dort betreut. Außerdem fanden dort Versammlungen kirchlicher Vereine und des Kirchenvorstandes statt. Beim Bombenangriff am 9. März 1945 wurde das Amandushaus zerstört. 1951 begann der Wiederaufbau, 1952 wurde das Haus auf den alten Grundmauern eröffnet, als Kindergarten und Näh- und Handarbeitstube genutzt.
- 1977 zog der Kindergarten in den Neubau am Tigg, das Amandushaus wurde nach Umbau 1978 als Pfarrheim eröffnet. Seit 2002 ist auf dem Dach eine Fotovoltaikanlage installiert, die zum großen Teil durch Spenden aus der Gemeinde finanziert wurde und die dort bleibt. Der Erlös aus der Anlage fließt in die Gemeinde-Jugendarbeit.

Text: Ingrid Wolff, Dattelner Morgenpost, 15.08.2014
Foto: Andreas Kalthoff, Dattelner Morgenpost, 15.08.2014